Auch zu diesem Übungsstück wurde ich durch ein Werk von J.S. Bach angeregt: der
Fuge aus der "Toccata und Fuge d-Moll BWV 565".
Die Fuge beginnt mit dem charakteristischen Abstieg in Sekunden von der zur
Moll-Tonart gehörenden Quinte bis zur Prim. Dieses Teilstück habe ich hier genutzt und
jage es, beginnend von der Grund-Tonart, in absteigenden Quinten-Abständen durch sieben Tonarten -
c-Moll, f-Moll, B-Dur, Es-Dur, As-Dur, Tritonus-Akkord auf D und g-Moll.
Ziel der Etüde ist, die Finger der rechten Melodiehand auch in schnellen Passagen
sauber zu führen, Oktavsprünge nach oben selbstverständlich zu spielen und dabei
die in doppelten Notenwerten spielende, linke Begleithand ebenso selbstverständlich
die Akkorde aufwärts spielen zu lassen, während die Melodiehand Figuren abwärts spielt.
Hier schon mal der aufklappbare Notentext dazu:
Gespielt auf meiner Lizzy (Teitru von Frank Sievert) klingt es dann so:
Zur Ausführung starten wir mit der Begleitung: die linke Hand spielt Akkorde (Grundton - Terz - Quinte) zu den o.a. Tonarten. Jeder Ton
hat den Zeitwert einer Viertelnote, es folgt eine Viertelpause. Du fängst also an, indem Du den Mittelfinger auf das kleine C (das C
unter dem mittleren C) setzt, den Zeigefinger zwei Saiten höher und den Daumen weitere zwei Saiten höher: C - Es - G. Die Saiten spielst
Du dann hintereinander ab, wartest die Pause ab und positionierst die Finger währenddessen schon für die Wiederholung. Aber bitte setze sie
nicht schon auf die Saiten auf - das würde den Nachklang abbrechen -, sondern halte sie nur in Nähe der Saiten in Bereitschaft.
Wenn die Wiederholung erledigt ist, überträgst Du das Spielmuster auf die F-Saite über der bisherigen C-Saite. Auch dort wiederholst Du
den Dreiklang, dann geht es weiter zu den nächsten Tonarten, bis Du zum Schluß wieder in c-Moll angekommen bist und dort mit dem
durchgehenden Muster brichst, indem Du einfach nur die Grundtöne C - B- C spielst.
Das mag dann ähnlich klingen wie dieser Export aus Capella:
Die Noten zur rechten Melodiehand sehen zwar wilder aus, sind aber auch recht einfach zu spielen: Du setzt den Daumen auf
die Quinte zum Grundton von c-Moll, also auf das (zweigestrichene) G. Das wird viermal gespielt, jeweils unterbrochen von den
zum Grundton absteigenden Noten f (Quart), es (Terz), d (Sekunde) und c (Prim). Der Fingersatz dabei ist am bequemsten dieser hier:
1 - 2 - 1 - 2 - 1 - 3 - 1 - 2 . Wie üblich bezeichnet 1 den Daumen, 2den Zeigefinger u.s.w. Versuche
es gleich mal, dann sollte das, recht langsam gespielt, so klingen:
Dieses Muster wird jeweils einmal unverändert wiederholt. Danach - das ist der"Trick" - beginnt das Muster auf
dem zuletzt erreichten Ton. Startet die Melodie, das Muster, zunächst bei einem "g" so startet der nächste Durchlauf
auf dem zuletzt erreichten "c". So geht es munter weiter den Quintenzirkel herab. Kommt das Muster allerdings in zu tiefe,
den Bass berührende Bereich, so wird als Ausgangsbasis für den neuen Durchlauf nicht der zuletzt erreichte Ton, sondern die Oktave darüber
ausgewählt. Diese "Startnoten" sehen hintereinander dann so aus:
Übe zunächst das Muster, beginnend mit dem g, bis es sauber in den Fingern sitzt und genauso sauber auch klingt. Ist das erreicht,
nimmst Du das nächste Muster (beginnend mit c) dazu. Klingen die beiden hintereinandergespielt gut, dann - aber das ahnst Du schon :-)
Bleibt die Frage offen, wie die Hände zusammenspielen sollen. Wie aus dem Notentext ersichtlich, startet die Etüde mit den ersten drei Noten
als Auftakt. Erst mit dem vierten Ton, dem Es, kommt die linke Hand dazu und spielt ihren gebrochenen Dreiklang aufwärts.
Das zu koordinieren braucht Taktgefühl und Übung - aber Taktgefühl haben wir Harfner und Harfnerinnen sowieso, gelt? Und Übung, naja, die
gönnen wir uns halt regelmäßig.
Noch in Tipp: wenn Du jeweils den ersten Durchlauf einer Wiederholung laut und den zweiten Durchlauf leise spielst, gibst Du
dem Stück noch eine besondere Note!
Und ganz Mutige werden die Melodie, getrennt durch eine Oktave, in BEIDEN Händen spielen.
Wenn Du schließlich das Stück schön gleichmäßig, im Takt und ohne Hakler bei den Oktavsprüngen spielen kannst, hast Du