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Spiel im Freien

Von Jana Souflova. übersetzung aus dem Tschechischen und Kommentare in Klammern: Josef

Ab und zu wird es vorkommen, daß du im Freien spielen wirst. Eine sanftmütige Harfe am See mit grünen Büschen im Hintergrund sieht ja sooo romantisch aus... Jedoch nicht nur Regen, sondern auch ein heißer Sommertag und pralles Sonnenlicht sind für Harfen ungesund. So übertrieben es klingt, aber kleine keltische Harfen mit geringer Saitenspannung sind empfindlicher als ein Barometer: Es gibt Momente, wo die Harfe nicht einmal eine halbe Stunde in Stimmung bleibt, und hast du dann bereits zu spielen angefangen, bleibt dir nichts anderes übrig, als einen ziemlich suboptimalen Klang zu überleben.


Wetter

Du solltest also eine windgeschützte Stelle im Schatten wählen. Ein weiterer Faktor ist die Tageszeit: Die Harfe verstimmt sich am stärksten gerade abends. Ideal ist eine Zeit mit mehr oder minder stabiler Luftfeuchtigkeit und -temperatur. Wie empfindlich die Harfe für jederlei Veränderungen ist, habe ich mal an einem Abend erfahren: Solange der Raum leer war, blieb die Stimmung unverändert, aber als sich dann der Raum zur Hälfte mit Zuhörern füllte, veränderte deren Atmung die Bedingungen derart, daß einige der Saiten sich fast einen Halbton verstimmt haben.

Nach einiger Zeit wirst du dein Instrument so gut kennen, daß du die Wettervorhersage nicht mehr anzuschauen brauchst: Es wird genügen, mit dem Finger über die Saiten zu fahren, und du wirst wissen: "Heute wird es regnen". Manche Harfen verstimmen sich stärker als andere. (Merke dir die nützlichste Ausrede eines Harfenspielers: Prinzipiell ist immer das Wetter an der miesen Stimmung schuld -- ganz gleich, welches.)


Nachstimmen

Die Harfe akklimatisiert sich etwa eine halbe Stunde, aber am besten ist es, wenn du sie bereits eine Stunde vor dem Spielen vor Ort hast. Laß ihr vor dem Stimmen zehn Minütchen Zeit (und hol dir derweil ein Bierchen); würdest du dich gleich auf sie stürzen und sie stimmen, hätte die ärmste einen Klimaschock und wäre danach schlimmer verstimmt, als wenn man sie in Ruhe läßt. Dann stimme weitere zehn Minuten später erneut nach - es wird nötig sein! Und bevor du zu spielen beginnst, (hol dir noch ein Bierchen und) überprüfe die Saiten nochmals und stimme selbst zwischen den einzelnen Stücken nach. Am einfachsten ist es, Stimmgerät mit Tonabnehmer und Schlüssel stets bei Hand zu haben, um immer schnell nachstimmen zu können. Mit der Zeit gewinnst du übung darin und wirst zum Nachstimmen nur ein paar Sekunden brauchen und den Leuten wird es kaum noch auffallen.


Schutzmaßnahmen

Vor dem Spiel im Freien ist es auch gut, die Harfe mit einem Stoff oder Tuch zu bedecken, um sie vor plötzlichen Windstößen und neugierigen Gästen zu schützen. Vor allem Kinder spielen gerne mit ihren (je nach aktueller Ernährungslage klebrigen bis schokoladigen) Fingern an den Saiten herum (und zwar immer in dem Augenblick, wenn man gerade nicht aufpaßt). Wenn irgendein Neugieriger deine Harfe ausprobieren will, so ist es ratsam, dabeizubleiben, ihm alles zu erklären und zu zeigen, freundlich zu bleiben, aber gleichzeitig wachsam. Bevor da ein Ahnungsloser seine volle Maß Bier draufschüttet...

Manchmal kommt es vor, daß sich ein Windstoß in die Saiten legt und du einen herrlichen Klang hören kannst, wenn der Wind auf deinem Instrument spielt. Es ist geheimnisvoll und gespenstisch :-) Jedesmal ist es ein schönes Erlebnis.